Een flüchten Peerd
Den elften Sommer verbringen sie schon am Bodensee, der Studiendirektor Helmut Halm und seine Frau Sabine, immer in der gleichen Ferienwohnung. Ein bißchen schwimmen, ein bißchen wandern, ein bißchen lesen und sich dabei anschweigen: ein altgedientes Paar, das sich eingerichtet hat in der Einsamkeit zu zweit, oder wie Helmut es ausdrückt: »Darum ist man verheiratet, daß man den Rest der Welt nicht braucht.« Nichts wäre ihm widerlicher, als hier einen Kollegen zu treffen oder einen Freund von früher, der anfinge, in der gemeinsamen Vergangenheit zu rühren, und ihn dann womöglich festnagelte auf ein Gespräch über das Hier und Jetzt, über Tisch und Bett. Helmut will sich nicht aussprechen, weder mit Sabine noch mit jemand anderem: »Mein Herzenswunsch ist zu verheimlichen, und diesen Wunsch habe ich mit der Mehrzahl der heute lebenden Menschen gemeinsam.«

Aber diesen Sommer wird die Ruhe gestört. Klaus Buch heißt der Schulfreund, der Helmut auf der Seepromenade auch nach dreiundzwanzig Jahren ohne Zögern erkennt und nicht mehr losläßt. Journalist ist er geworden, Spezialist für Umweltfragen und alles Grüne, und eine um etliche Jahre jüngere, aufreizend attraktive Frau hat er, ein sportliches, durchtrainiertes Paar, jeden Morgen um sieben Uhr früh Tennis, kein Alkohol, nur Mineralwasser. Es kommt, wie es kommen muß: Helmut und Sabine haben sich von soviel jugendlicher Dynamik verführen lassen, und nun sitzen sie da in der spießigen Ferienwohnung der Familie Zürn und warten, daß sie Klaus und Helene, genannt Hel, zu einer Segelpartie abholen. Helmut würde am liebsten die Flucht ergreifen oder die Vorhänge zuziehen, sich verleugnen und nicht öffnen, aber Sabine reizt die Aussicht auf Neues, Fremdes: »Ich hatte das Gefühl, von Klaus erfahr ich in einer Stunde mehr über dich als von dir in fünfundzwanzig Jahren.«

Ein Sturm zieht auf über den zwei so verschiedenen Paaren, die Martin Walser hier – gleichsam in einer erweiterten Zimmerschlacht – gegeneinander antreten läßt. Wir sehen den Überlebenskampf zweier Männer mit sehr verschiedenen Anschauungen und Verhaltens-weisen, und es erweist sich, daß nicht nur der resignierte Helmut, sondern auch der scheinbar so dynamische Klaus von Ängsten gejagt wird. Die Situation spitzt sich zu, als von der Segelpartie im Sturm nur Helmut zurückkehrt und die Drei eine Weile in der Ungewißheit bleiben, ob Klaus ertrunken ist. Schließlich trifft er ein und verläßt mit Hel kommentarlos die Wohnung. Was ist zwischen den Männern geschehen? Helmut scheint es wie üblich in sich begraben, es auf sich beruhen lassen zu wollen: »Ach du, einziger Mensch, Sabine.« Aber Sabine gibt sich diesmal nicht zufrieden.

»Ein fliehendes Pferd« ist die Dramatisierung der bekannten Novelle. Sie ist auf Anregung und nach einem Szenario des Konstanzer Dramaturgen Ulrich Khuon entstanden.
Bestellnummer:
SP 1249
Autor:
Walser, Martin
Komponist:
Uebersetzer:
Wedemeyer, Renate
Bearbeiter:
Mitarbeit: Ulrich Khuon
Originaltitel:
Ein fliehendes Pferd
Genre:
Schauspiel
Bühnenbilder:
01
Damen:
02
Herren:
02
Urauffuehrung:
Weitere Genre:
Reihe:
Plattdeutsche Stücke
Sonstiges:
Dauer: ca. 120 min

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