Neuerscheinung

"Juli und August - Krokodil über Bord!" mit Leseprobe

(06.12.2019)

Gemütlich treibt der 8-jährige August auf einem aufblasbaren Gummi-Krokodil mitten auf dem Meer. Eigentlich hätte er jetzt gern ein Eis, stattdessen begegnet er Juli. Die schippert da ganz lässig auf ihrem Floß herum. Das Floß ist ihr Zuhause, bestens ausgestattet mit Hängematte, Huhn und einer Meerwasserdusche. Nur zu gerne würde August bei Juli als Schiffsjunge anheuern. Aber Juli lässt nicht jeden auf ihr Floß, erst muss August beweisen, dass er geeignet ist. Nach und nach freunden die zwei sich an und erleben gemeinsam die Abenteuer, Gefahren und Glücksmomente eines Vagabunden-Lebens auf hoher See. (Quelle: dtv.de)

Ein phantastisches Abenteuer über Freundschaft und Freiheit.

Für weitere Informationen klicken Sie auf die Bestellnummer: MA 514

Leseprobe: Juli und August - Krokodil über Bord!

Besetzung:

Besetzung Damen:
Spielerin 1: Juli
Spielerin 2: Gaja, Antje, Alte Frau

Besetzung Herren:
Spieler 1: August
Spieler 2: Winfried von Roden, U-Boot-Kapitän, Delfin, Oberkellner, Dieb
Spieler 3: Malte, Matthias, Eisbär, Kapitän


Szene 1
August Hallo, ich bin August. Wie ihr seht, ich treibe auf dem Wasser auf meinem aufblasbaren Gummikrokodil. Das ist ja an sich etwas Schönes, aber leider sehe ich kein Land. Ich weiß so viel, zum Beispiel wie man sehr gute Sandburgen baut, wie man Volleyball spielt und Bratwürste grillt, aber ich hab wirklich keine Ahnung, wo ich jetzt bin. Vorhin habe ich noch ein Cola-Eis gegessen, ein halbes »Witziges Taschenbuch« gelesen und heimlich ins Wasser gepullert (lacht verschmitzt), dann auf meinem Gummikrokodil gechillt. Später bin ich aufgewacht; der Strand, das Eisauto, die Möwen – alles weg. Nur noch Wasser – hinten, vorne, rechts, links, unten. Ähm, oben natürlich nicht. Aber da ist noch nicht mal eine Wolke am Himmel. – Ich hätte jetzt Bock auf Klops mit Kartoffelbrei. Schade, dass mein Cola-Eis schon alle ist. –

Das Floß taucht auf.

August: Witzig, ein kleines Mädchen auf einem Floß.

Juli: Witzig, ein kleiner Junge auf einem Krokodil.

August paddelt auf das Floß zu und stößt dagegen.

Juli: Hey, pass mal auf, wo du hinschwimmst! Hier fang.

Sie wirft ihm ein Seil zu. August fängt es und bindet damit das Krokodil am Floß fest.

August: Das Floß gefällt mir.

Juli: Mir auch. Und? Wie heißt du?

August: Ich bin August. Und du?

Juli: Ich bin Juli, Kapitän von diesem Floß. Es ist echt gut.

August: Weißt du zufällig, wo wir hier sind.

Juli: Ich weiß, wie man ein Floß baut, wie man angelt und kocht, wie man spinnt und gute Knoten macht und ich weiß, wo ich bin.

August: Und wo?

Juli: Auf meinem Floß hier. Wo das gerade wieder herumtreibt, weiß ich nicht, ist aber egal, denn ich habe ein Sonnensegel und genug Proviant dabei. Es gibt ein Huhn und ein Klo.

August: Ein Huhn und ein Klo, das klingt gut. Bist du schon voll? Vielleicht kann ich bei dir mitmachen?

Juli: Ich glaube nicht. Du siehst leider ein bisschen schlapp aus. Außerdem sind grad alle Posten besetzt: Kapitän, Steuermann, Ausguck – das bin alles ich!

August: Schade. – Ich könnte ja einfach so mal rüberkommen.

Juli: Geht nicht. An Bord darf nur Bordpersonal. Leider. Ich mach hier auch nicht die Regeln.

August: Machst du wohl.

Juli: Stimmt.

Stille.

August: Na ja, dann Tschüssi, Juli. Ich hab ziemlich Hunger, da paddele ich vielleicht besser mal zurück an Land.

Juli: Warte mal kurz, August. Guck mal, was ich hier habe: eine Gurke. Magst du Gurke?

Sie wirft ihm die Gurke zu.

August: Gurke? – Danke!

Juli: Weißt du was? Ich schlepp dich ab, bis wir Land sehen. Wir sehen bestimmt bald Land. Morgen. Oder in einer Woche. Jetzt sei aber mal bitte ein bisschen leise! Ich hab nämlich jetzt Trommelprobe.

August: Okay.

Juli: Pssst!

Juli schlägt die Trommel.

BLACK.


Szene 2
Nächster Morgen. Juli ist nicht zu sehen. August schläft bäuchlings auf seinem Krokodil und nagt dabei an seiner Gurke. Das Huhn gackert im Schlaf. August will sich schlafenderweise umdrehen. Da wackelt das Krokodil so doll, dass August fast ins Wasser fällt. Er erwacht.

August: Ich glaube, ich bleibe doch mal lieber auf dem Bauch liegen. Heidewitzka, immer noch kein Land in Sicht, nur Wasser weit und Wasser breit und Wasser überall. Wenigstens ist das Floß noch da und ich bin nicht allein mit diesem ganzen Wasser, denn das wäre doch etwas viel für mich allein.

Er schaut sich das Floß genauer an.

August: Moment, irgendwas ist anders als gestern. Da ist ein Zettel an der Wassertonne. (liest) SCHIFFSJUNGE GESUCHT. Festanstellung. Gutes Essen. Gute Gesellschaft. Bezahlung geht so. Bewerben bitte bei: Juli, Käptn von Floß. P.S.: Keine Jammerlappen – Nur Übermütige!

August: So ein Zufall.

Er läutet die Schiffsglocke. Das Huhn gackert und Juli hüpft aus der Hängematte. Sie hockt sich im Yogasitz auf den Fransenteppich. Vor sich legt sie einen Kuli und ein knittriges Blatt Papier.

Juli: Kann ich helfen?

August: Hallo, ich möchte mit dem Kapitän sprechen!

Juli: (mit Blick auf die Sonnenuhr) Du hast Glück, sie hat gerade einen Termin frei!

August: Ich bin da wegen des Jobs. Ich will Schiffsjunge werden!

Juli: Eine Bewerbung! Mutig! Hast du Erfahrung?

August: Ausflugsdampfer ›MS Frohsinn‹, bin ich einmal mitgefahren, als Tante Nicola 40 geworden ist und wir haben zu Hause ein 1A-Planschbecken im Garten.

Juli: Schön. Ich probiere das mal mit dir. Du musst natürlich Mutproben bestehen. Müssen alle. Das Floß ist nichts für Feiglinge.

August: (für sich) War ja klar. (laut) Flöße, Freiheit und Abenteuer. Dann eben auch Mutproben. Ich bin ja kein Feigling. (für sich) Nur ganz selten.

Juli: Drei Prüfungen musst du bestehen, wenn du Schiffsjunge auf meinem Floß werden willst. Nummer eins: Schwimmen. Das ist sehr nützlich.

August: Ja.

Juli: Also, schwimm einmal um mein Floß – einmal rundherum!

August: Echt? Das ist ja pipieinfach.

Er lässt sich von seinem Krokodil rutschen und schwimmt langsam und lässig seine Runde entlang des Floßrandes.

August: Schau mal, Juli, ich bin gleich rum. – Uah, was ist das?! Das ist ja total ekelhaft. Glibber, überall Glibber! Ich hab´s überall, am Bauch, am Arm, an den Schultern, am Po, überall. Was ist das? Ah! Quallen, das sind Quallen, Hilfe! Ich hasse Quallen! – (zu sich) Ruhig bleiben. Keine Panik. Weiterschwimmen. Einfach weiterschwimmen. Es sind ja keine Feuerquallen. Man muss immer das Gute sehen.

August schwimmt einmal um´s Floß und hechtet so schnell er kann auf sein Krokodil.

August: Gerettet!

August befreit sich vom Quallen-Glibber. Juli steht auf dem Ausguck.

Juli: Ein Punkt für dich, August! Und jetzt die zweite Prüfung. Guck mal da drüben: der Container. Jetzt wird geplündert!

August: Also, wenn da was drin ist – vielleicht gehören die Sachen noch wem und die holen das später ab?

Juli: August! Das hier ist eine Mutprobe und kein Kindergeburtstag.

August: Das hast du nun auch wieder recht. Aber du warst bestimmt noch nie bei Wiebke Rautenberg zum Geburtstag eingeladen. Das ist auch nicht ohne.

Er bindet das Krokodil los und legt sich lang drauf. So paddelt er rüber zu dem Container, auf dem chinesische Schriftzeichen zu erkennen sind.

August: Hm. Ich hatte doch mal im Kindergarten einen Chinesisch-Kurs. Mal sehen, was da steht: Knallkork. Strumpflurch. Blütenknatter. Ja. Oder auch was anderes. Hm.

Er verschnauft ein wenig, dann gleitet er zurück ins Wasser und schiebt den Container strampelnderweise in Richtung Floß.

Juli: Geschafft! Komm, ich mach schnell den Container auf.

August: (für sich) Doch ein bisschen wie Kindergeburtstag. (zu Juli) Ich glaube, da sind Feuerwerksraketen drin.

Juli: (mit der Brechstange) Voll gut!

August: Oder Unterwäsche.

Der Verschluss knackt, der Deckel klappt auf. Der ganze Container ist voller Marshmallows.

Juli & August: Marshmallows!

Sie klatschen sich ab.

August: Juli, was ist die dritte Probe? So langsam wird mir auch ein bisschen kalt.

Juli: Mal sehen: Quallen, Marshmallows hatten wir. Und jetzt … krass, August, schau mal da hinten!

Ein Wal springt aus dem Meer. Juli und August sind beeindruckt.

Juli: Der Wahnsinn! August! Okay. Du darfst in die Mannschaft, wenn du den da (zeigt auf den Wal) für uns zähmen kannst. Schwimm mal hin! Guck, er hat wirklich freundliche Augen. Jetzt pustet er eine Fontäne – bestimmt extra für uns. Wir drei könnten bestimmt gute Kumpels werden. Der Wal ist deine dritte Mutprobe!

August: will grade losschwimmen, aber dann hält er plötzlich inne. Er blickt zum Floß. Er blickt zum Wal. Der verschwindet jetzt langsam in Richtung Horizont.

Juli: Was ist?

August: Weißt du, was das ist?

Juli: Ja, ein Wal.

August: Das ist total bescheuert. Der Wal ist riesig und ich nicht. Ich mach das nicht. Auch wenn ich wirklich gern Schiffsjunge werden will. Blöd, dass es so schwer ist, in deine Mannschaft zu kommen. Aber ich will nicht allen Quatsch immer gleich machen, nur weil der dir grad in den Kopf kommt.

Juli: Nicht? Schade. Aber könnte sein, ist auch besser so. Nein sagen braucht Mut. Und Ehrlichsein auch … Übrigens kann ich ehrlich gesagt gar nicht schwimmen. Aber ansonsten bin ich eigentlich perfekt, im Gegensatz zu dir. Trotzdem …

Juli schnappt sich die Gießkanne und kippt sie August über den Kopf.

Juli: Hiermit taufe ich dich zum Schiffsjungen von Julis Floß!

August trieft und tropft, klettert an Bord und ist so froh. Und Juli erst.

Juli: Abendbrot!

August und Juli setzen sich und essen Marshmallows.

Juli & August: (johlen ein altes Seeräuberlied / Wenn möglich, zupft Juli die Ukulele, August bläst die Mundharmonika.)

Wir pfeifen auf Stürme und
lachen bei krachenden Gewittern,
Hagel und Spargel und Sintflut
können uns nicht erschüttern.
Unser Floß ist unser Heim,
unsre Butze sehr bequem,
wir haben einen Vogel,
wir kennen alle Quallen,
wir haben’s angenehm!

Nach einer Weile wildem Gesinge und Getanze hält Juli plötzlich inne.

Juli: So. Genug getanzt. Ran an die Arbeit! Schiffsjunge August, hast du was zu melden?

August: (sieht sich schnell um) Aye, Kapitän Juli. Das Huhn hat ein Ei gelegt.

Juli: Das ist nicht korrekt, August. Es sind zwei Eier. Wobei. Das eine ist kaputt. – Guck, mal, da, da kommt einer übers Meer.

August dreht sich um.

Juli: (ruft zum Ruderboot hinüber) Hallo, hallo! Hier sind Juli und August vom Floß, wer ist da?

Der Mann dreht sich um und winkt.

W. v. Roden: Ein schöner Tag auf dem Meer, Kinder. Ein Duft von Seegras und Salzwasser liegt in der Luft. Ihr habt Glück.

Juli: Stimmt. Du auch. Wenn du uns deinen Namen sagst, darfst du anlegen!

W. v. Roden: Ihr habt Glück, denn ihr dürft dabei sein, wenn Winfried von Roden ein neues Werk erschafft. Denn ich bin es, Winfried von Roden und: Ich male!

Juli: Ich bin Juli und ich male auch. Manchmal, mit Wachsmalkreide. Und öfter mit Wasserfarben. Wasser gibt’s hier jede Menge.

W. v. Roden: Ölfarben sind mein Medium.

Winfried von Roden hievt Palette, Tuben und Farbeimer auf das Floß, nachdem er sein Ruderboot festgeknotet hat.

W. v. Roden: Hier ist der ideale Standort!

Ächzend schwingt er sich an Bord. Er klappt eine Staffelei auf und stellt eine weiße Leinwand drauf. Dann zieht er struppige Borstenpinsel aus den Taschen seines Jacketts.

W. v. Roden: Hier ist es perfekt. Ein toller Ort, eine großartige Aura. Hier erwarte ich den Sonnenuntergang und ich male ihn: in Öl. Das wird grandios.

Winfried von Roden setzt sich auf eine Kiste und will sich eine Pfeife anzünden.

Juli: (drohend die Gießkanne schwingend) Rauchen ist an Bord ist verboten.

W. v. Roden: Oh, Verzeihung.

August: Guten Tag, Herr von Roden. Ich bin August. Wenn Sie Maler sind, könnten Sie vielleicht unsere Regentonne anmalen? Die ist irgendwie so farblos. Vielleicht lila. Oder grün.

W. v. Roden: Junge, bist du des Wahnsinns fette Beute? Ich bin doch kein Anstreicher! Ihr solltet lieber ein Schild anbringen an eurem Floß. Ich sehe es schon vor mir: ›Hier malte einst: Winfried von Roden. Sein Pinselschwung bleibt ewig jung‹.

August: Dann malen wir die Regentonne eben selber an, stimmt’s, Juli?

Juli: Okay. Darf ich mal?

Juli borgt sich vom Maler zwei Pinsel.

W. v. Roden: Kinder, Kinder, habt ihr noch nicht von mir gehört? Winfried von R-O-D-E-N!

Juli & August: Nö.

W. v. Roden: ›Hirsch auf der Lichtung‹, ›Matterhorn im Nebel‹, ›Wolf unterm Vollmond‹, ›Delfinschwarm in der Palmenbucht‹ … Meine bekanntesten Bilder. Nie gesehen?

Juli & August: Nö.

W. v. Roden: Schaut hier, der Katalog!

Juli: Voll gut. Wo hast du das gelernt?

August: Wie lange brauchen Sie für so ein Bild?

W. v. Roden: Kinder, es ist harte Arbeit, das weiß niemand besser als ich, denn Malen ist mein Leben und ich male schon mein Leben lang.

Juli: Wir malen jetzt auch mal eine Runde.

Juli und August leihen sich auch einen Farbeimer und fangen an, der Regentonne ein Gesicht zu malen.

Juli: Das ist gut!

Als Haare stellen sie Blumentöpfe auf das Regenfass.

Juli: Der dicke Nieselbert. Aber er ist ja fast leer. Zeit für einen Regentanz! August, bist du bereit?

August: Immer bereit, Kapitän Juli!

Juli schlägt die Trommel und die beiden beginnen sich zu drehen, erst langsam und dann immer schneller.

Juli & August: (singen)

Regen ho, Regen ho, Regen ho!
Wasser, Wasser, Wasser marsch!
Plitsche-Platsche. Nass macht Spaß!«

Juli trommelt, August rasselt. Das Huhn gackert und Winfried von Roden verdreht die Augen, aber er mischt seine Farben. In diesem Moment wird das Floß von dichtem Nebel umhüllt.

Juli: August, es hat funktioniert! Wir sind so gut!

August: Das ist Nebel, Juli, kein Regen.

Juli: Nebel ist doch nichts anderes als eine Riesenwolke und in der Wolke schweben unzählige Wassertröpfchen, also doch Regen.

August: Na gut.

Winfried von Roden baut empört ab. Er packt Pinsel und Palette in seinen Rucksack, klappt die Staffelei zusammen, spannt seinen Regenschirm auf und steigt in sein Ruderboot.

W. v. Roden: Banausenkinder! So kann ich nicht arbeiten!

Winfried von Roden rudert davon.